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Musik-Album im MP3-Format
Gesamtlänge: 40:19 min
MP3-Bitrate: High Quality (320 kBit/s)
Bildnachweis: Foto von Justin Luebke auf Unsplash
Nach dem kämpferischen Trotz der 3. Sinfonie wird der Komponist hier noch kompromissloser. Tröstende herbe Motive in den beiden ersten Sätzen und grelle, krampfhafte Lustigkeit im dritten Satz gipfeln in den Schlußsatz: Ein dunkles Thema wird insgesamt einunddreißigmal variiert und zu einem unerbittlichen Abschluß geführt.
Die Sinfonie wurde 1885 in Meiningen uraufgeführt und löste durch ihre kompromißlose Art Befremden aus. Der Erfolg stellte sich erst rund 10 Jahre später ein und ist diesem Gipfelwerk der Sinfonik bis heute treu geblieben.
Igor Markevitchs Einspielung der vierten Brahms-Sinfonie mit dem Orchestre des Concerts Lamoureux ist von seltener interpretatorischer Eigenständigkeit. Sie verbindet französische Klangkultur mit analytischer Präzision – ein Ansatz, der sich deutlich von den bekannteren deutschen oder österreichischen Brahms-Traditionen unterscheidet. Markevitch wählt zügige, aber nicht überhastete Tempi. Die Themen werden klar artikuliert, ohne zu verschmelzen; jede Stimme ist deutlich hörbar. Die Spannungsbögen sind streng geformt, fast klassizistisch, und verzichten bewusst auf übermäßigen romantischen Schmelz. Wo andere Dirigenten ins Dunkle und Grüblerische gehen, setzt Markevitch auf Helligkeit und Transparenz. Die Lamoureux-Bläser glänzen im 2. Satz mit schlankem Ton und eleganter Phrasierung, was dem Satz eine beinahe pastorale Ruhe verleiht. Das Allegro giocoso entfaltet eine mitreißende rhythmische Prägnanz. Markevitch betont das tänzerische Moment und vermeidet jede Schwere. Die Schlagwerkakzente sitzen scharf, die Streicher artikulieren federnd und lebendig. Die abschließende Passacaglia ist das Herzstück der Interpretation: straff geführt, in ihren 30 Variationen genau durchgezeichnet, ohne dass der Fluss leidet. Markevitchs analytischer Ansatz lässt die kontrapunktische Struktur mit beeindruckender Klarheit hervortreten. Der Schluss besitzt monumentale Kraft, bleibt aber kontrolliert – kein Pathos, sondern konzentrierte Energie. Eine faszinierende Alternative zur deutsch-österreichischen Brahms-Tradition.
Technische Daten